Der Kanzler der beiden Päpstlichen Akademien für Wissenschaften und für Sozialwissenschaften, Kardinal Peter Turkson, hat sich für Kapitalanlagen nach christlichen Werten starkgemacht. „Es widerspricht der christlichen Berufung, Gutes zu tun, wenn Investments zu Spaltung, Chaos, Konflikten und ökologischen Schäden führen“, erklärte er am Dienstag bei einem Vortrag in Köln.
Stattdessen solle der Fokus auf der Optimierung von Profit liegen, nicht auf seiner Maximierung. Anlass der Rede war die Vorstellung des Vatikan-Dokuments „Mensuram Bonam“ in deutscher Übersetzung. Das gut 50-seitige Papier, das im November 2022 erstmals veröffentlicht wurde, versteht sich laut der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften als „glaubensbasierter Maßstab für katholische Kapitalanleger“ und zugleich als „Aufruf zum Handeln“. Das Ziel, so Turkson, sei es, dass Menschen bei ihren Investitionsentscheidungen durch ihren Glauben Orientierung finden können.
Turkson wies darauf hin, dass klare Antworten auf alle Fragen nicht immer möglich seien. Unterschiedliche Länder hätten verschiedene Investitionskulturen, und Strategien sowie Ergebnisse von Geldanlagen seien daher oft vielfältig. Dennoch solle die christliche Berufung Geschäftsleute und Anleger dazu führen, Beziehungen zu stärken und ganzheitlich Gutes zu tun. „Dementsprechend sollten wir all diese Beziehungen gemeinsam verbessern“, erklärte der Kardinal.
Ethische Investitionen
„Mensuram Bonam“ zitiert zahlreiche kirchliche Dokumente und Leitfäden aus verschiedenen Ländern. So hatten die Bischofskonferenzen der USA (1986), Österreichs (2018), Italiens (2020) und Deutschlands (2015 und 2021) ähnliche Prinzipien zu ethischen Investitionen formuliert. Die aktuelle deutsche Übersetzung wird auch in einem Buch veröffentlicht, das von der Stiftung „Centesimus Annus pro Pontifice“ – deutsche Sektion – unterstützt wurde. Das Buch enthält zusätzliche Aufsätze von Experten und wird im Herder Verlag publiziert.
Das Dokument greift aktuelle Entwicklungen auf, wie den Ukraine-Krieg und die Diskussionen um das Lieferkettengesetz, und bezieht sie in den ethischen Rahmen der Kapitalanlagen ein. Ziel ist es, Kapitalanleger für die sozialen, ökologischen und politischen Auswirkungen ihrer Entscheidungen zu sensibilisieren.
Turkson verwies darauf, dass das Projekt durch die Unterstützung der katholischen Soziallehre an Relevanz gewinne. Die deutsche Sektion der Stiftung „Centesimus Annus pro Pontifice“ fördert solche Initiativen, die katholische Werte in die Finanz- und Wirtschaftswelt einbringen sollen.
Mit „Mensuram Bonam“ legt der Vatikan eine Orientierungshilfe vor, die christlichen Kapitalanlegern helfen soll, ihre Investments verantwortungsvoll und im Einklang mit ihrem Glauben zu gestalten.
(kna/pm – mg)